BAK 02/13 25.04.2013, 16:00 Uhr

Referent: Dr. Cornelius Puschmann

Cornelius Puschmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informations- und Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er im Rahmen eines DFG-Projekts wissenschaftliche Kommunikation im Internet erforscht. Er ist assoziierter Forscher am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und Gastwissenschaftler am Oxford Internet Institute, wo er sich mit Big Data beschäftigt.

Niemals zuvor haben Menschen so viele Daten produziert wie heute. Durch Sensoren, Messstationen und Teleskope, aber auch durch Internetdienste wie Facebook und Twitter werden täglich Massen von Informationen generiert, über das Klima und den Kosmos ebenso wie über menschliches Verhalten. Durch wachsende Rechnerleistung und fallende Speicherpreise können diese Daten immer schneller und umfassender verarbeitet, analysiert und verknüpft werden, für wissenschaftliche Zwecke genauso wie für die wirtschaftliche Verwendung.

„Big Data“ bedeutet aber nicht einfach nur mehr Information, sondern steht auch für  die Möglichkeit, vielschichtige Erkenntnisse aus Daten abzuleiten; über Naturphänomene ebenso wie Konsumverhalten oder Parteipräferenz. Schon heute lassen sich anhand von Googles Suchprotokollen die Ausbreitung von Grippewellen vorhersagen und durch Zensusdaten hochgradig präzise Wahlprognosen treffen. Wertet man die Editierungsaktivität in der Wikipedia systematisch aus, lassen sich etwa die Einspielergebnisse von Kinofilmen voraussagen  — eine Entwicklung, welche die Medienbranche nachhaltig verändern könnte. Traut man den Verfechtern von „Big Data“ dann stellen solche Ansätze ein neues Wissensparadigma dar, glaubt man hingegen den Kritikern, dann bergen sie dabei aber auch Gefahren.

Wie verhalten sich Vorhersagen zu Konzepten wie „Erkenntnis“ und „Wissen“? Brauchen wir in Zukunft keine Theorien mehr, oder sind die Theorien der Zukunft ausschließlich statistische Modelle, die sich nicht mehr in menschliche Sprache fassen lassen? Wem gehören Daten, wer darf sie wie interpretieren, und wie viel Spielraum gib es dabei? Welche Auswirkungen hat Big Data auf die Wissenschaft, aber auch auf unsere Kultur?

Ort: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
Warschauerstr. 36, (Treppenhaus A), 1. Stock („Verwaltung/Leitung BBF“, Raum 36), 10249 Berlin

S/U Warschauer Straße (direkt gegenüber vom U-Bahnhof Warschauer Straße)